Über den Seminarbrief
Der Seminarbrief wird von den Studierenden des Priesterseminars für dessen Freunde und Förderer geschrieben sowie für alle Interessierte, die auf diese Weise das Seminar kennenlernen wollen. Unser Ziel ist es, in ihm das Studium und das gemeinsame Leben als Teile der Priesterbildung anschaulich und miterlebbar zu machen. Er erscheint zwei Mal jährlich.
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Wenn Sie den kompletten Seminarbrief per Post erhalten wollen, wenden Sie sich bitte an info@priesterseminar-stuttgart.de oder 0711 166830.
Seminarbrief Advent 2025
Liebe Freunde des Priesterseminars,
der Herbst geht langsam in den Winter über, die dunkle und stille Zeit des Jahres ist angebrochen. Die Sonne scheint weniger warm und hell auf unsere Köpfe und wir werden eingeladen, uns nach innen zu wenden. Das erleben wir im Seminargarten, in den kultischen Momenten und in unseren Herzen.
In dieser Zeit der Stille, der Besinnung und der Erwartung beschäftigen wir uns mit dem Thema Mut. Bei dem Wort Mut denken wir vielleicht schnell an tapfere Krieger auf galoppierenden Pferden, auf unerschrockene Helden, die immer siegen. Auf jeden Fall ist es ein Thema, das in der heutigen Zeit unaufhörlich relevant ist, wir brauchen jeden Tag Mut. Ich glaube, dass uns die Adventszeit auch in Bezug auf dieses Thema etwas lehren kann. Indem wir uns auf die Stimmung dieser Jahreszeit und die Qualität des Advents einlassen, können wir in diesen Tagen des Jahres erfahren, dass Mut auch sein kann, dass in der Dunkelheit und Stille, leise und behutsam ein Licht erwacht. Ein Licht, das man vielleicht erst dann sieht, wenn man seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hat. Ein Ton, der so leise ist, dass man ihn erst hört, wenn man es wagt, wirklich still zu werden. Auch die kleinsten Dinge, unsere kleinsten Handlungen, können ein Schritt des Mutes sein.
Vielleicht reimt sich „Mut“ nicht umsonst auf „gut“. Vielleicht hat wahrer Mut damit zu tun, dass wir uns für das Gute einsetzen. Dann müssen wir keine bewaffneten Ritter sein – und dürfen wir unser entwaffnendes Selbst sein. In einer Welt voller Lärm die sanfte Stimme zu sein, die sich mutig für das Gute einsetzt. Für die Liebe, für das Mitgefühl. Vielleicht kann das treue Feuer des Mutes den Raum in uns frei machen, in dem etwas geboren werden kann. In dem das Licht geboren werden kann, das die Dunkelheit von innen heraus erhellen kann.
Wir wünschen Ihnen allen viel Mut und inneres Licht in dieser Adventszeit!
In herzlicher Verbundenheit grüßt Sie
im Namen der Redaktion des Seminarbriefs des Priesterseminars Stuttgart,
Noralie Brandsma
Seminarbrief Johanni 2025
Liebe Leserinnen und Leser,
einen warmen Gruß senden Ihnen mit diesem Seminarbrief die Studierenden und Mit-arbeitenden am Stuttgarter Priesterseminar hinein in die warme Johannizeit. Diese Zeit hat uns inspiriert, unserem Seminarbrief diesmal ein übergreifendes Thema zu schen-ken: Zauber.
In einer Welt, die sich zunehmend nach innen kehrt, die Kluft zwischen Ich und Du, zwi-schen Individuum und Gemeinschaft weiter öffnet und Trennung statt Verbindung sucht, sehen wir im Suchen nach den Zauberkräften im Leben eine Brücke – hin zu ei-ner neuen Begegnung.
Wir haben versucht, mit wachem Blick Momente zu sammeln, in denen wir die verwan-delnde Zauberkraft in unserem Seminarleben gespürt und erkannt haben – nicht nur in den großen, offensichtlichen Wandlungen, sondern ebenso in den leisen und kleinen Offenbarungen des scheinbar Alltäglichen.
Wir laden Sie, liebe Freunde, ein, an unseren Erfahrungen, auch Ihr eigenes reiches und einzigartiges Leben mit den Augen zu betrachten, die vom Zauberglanz durch-leuchtet sein können – so wie ein Kind zu schauen vermag: mit Staunen, mit Freude, als Erinnerung an das, was nährt, aus Dankbarkeit für das Einfache, das Kleine und Zarte, das uns gegeben ist und jederzeit bereit zur Verwandlung.
Dieser Zauber der Verwandlung vermag es, uns in tiefes Staunen zu versetzen – und doch kann sie so zart und innig an uns herantreten, dass wir ihr Wirken mitten im eige-nen Herzen erkennen können.
Denn das Wunder ist nicht den Auserwählten vorbehalten – sondern denen, die sich dafür entscheiden, es zu sehen.
Dear friends and readers, a warm greeting from the students and staff of the Stuttgart Seminary. We have, this particular St. John’s season, chosen an overarching theme for the content of our letter, namely: Magic.
In a world that increasingly turns inwards upon itself, widening the space between and seeking to isolate the Self from that of the Other, or the individual from the community, we have recognized a bridge towards union in the search for the magic within encounters.
We have attempted a conscious curating of moments in which we felt and recognized the transformative working powers of magic within our own lives here at Seminar, not only in the larger, more obvious mo-ments of intense change, but equally in the quieter revelations of the so called ordinary.
We invite you to reflect upon your own rich and unique lives, with eyes enlivened with magic, as they might present themselves to a child, a remembering of joy as fortitude, joy as nourishment and a cultivation of gratitude in each simple moment. Magic possesses the extraordinary capability of inspiring a great and enormous awe, and yet coming so delicately and intimately near that we may recognize the working of this force upon our own hearts.
For the witnessing of a miracle is not reserved for the chosen few, but for the ones who choose to see.
Seminarbrief Advent 2024
Liebe Freunde des Seminars,
wenn wir aus dem Fenster blicken, sehen wir unseren schönen großen Ahorn, dessen Blätter sich langsam orange-rötlich färben. Wenn wir unsere Zimmer verlassen und uns in unsere Gemeinschaftsküche begeben, so finden wir dort nicht nur unsere Mahlzeiten, sondern eine sich immerfort wechselnde Gesellschaft. Wir können in diesem Gebäude mit seinen unendlichen Möglichkeiten, studieren, beten, lachen oder auch im Garten arbeiten. Wenn wir manchmal zur Ruhe kommen merken wir, was für eine wundervolle Möglichkeit uns dieser Ort gibt.
Es ist kaum verwunderlich, dass die Seminarleitung den neuen Studenten dazu riet, aufzupassen, dass sie nicht immerzu im Haus sind, sondern auch mal einen Spaziergang machen.
Dies ist ein Ort für Begegnung und Wandlung, aus dem die Menschen nach dem Studium heraustreten, und bemerken das sie ganz neu und verwandelt Menschen geworden sind.
Ständig neue Begegnungen sind hier möglich und am Ende des Tages sitzt ein jeder in seinem Kämmerlein und kann sich bewusst werden, wie reich er doch wieder beschenkt wurde und dabei sich selbst im Spiegel der Erfahrungen begegnen.
Dieses Leben am Seminar ist immer ein Anfang, ganz gleich an welcher Stelle des Studiums ein jeder steht. Hier können wir täglich neu lernen, einander Licht zu sein und so dem Licht in der Welt, wenn wir diesen Ort eines Tages verlassen, eine Flamme werden, die sich hin schenken möchte, gleich den Blättern unseres Ahorns.
Alle Freunde des Seminars wollen wir mittels dieses Seminarbriefes ein wenig an diesem Leben teilhaben lassen.
Es grüßen sie herzlich mit den besten Wünschen für einen leuchtenden Advent
Matti Bormann-Melchinger, Alexandra DiVecchio, Gottfried Mattheus